Das Biosphärengebiet Schwäbische Alb ist ein 85.270 Hektar großes Biosphärenreservat, das weite Teile der Mittleren Schwäbischen Alb und ihres Vorlandes umfasst. Es wurde im Januar 2008 als Biosphärengebiet des Landes Baden-Württemberg eingerichtet. Seit Mai 2009 ist das Gebiet auch als Biosphärenreservat der UNESCO anerkannt.
Das Biosphärengebiet hat eine rund 40 Kilometer lange Nord-Süd-Ausdehnung und erstreckt sich vom Vorland der mittleren Schwäbischen Alb über deren Albtrauf und die Albhochfläche bis an die Donau im Süden.
Ein wichtiger Bestandteil ist der zentral im Schutzgebiet liegende ehemalige Truppenübungsplatz Münsingen mit dem aufgegebenen Dorf Gruorn.
Der Gutsbezirk Münsingen ist zentraler Bestandteil des Biosphärengebiets Schwäbische Alb. Seit April 2006 ist das ehemalige Sperrgebiet auf ausgewiesenen Wegen für die Öffentlichkeit zugänglich. Für Wanderer, Radfahrer und Inline-Skater wurden genau gekennzeichnete und gelb markierte Strecken freigegeben, der größte Teil dieses Wegenetzes ist asphaltiert. Aus Naturschutzgründen und wegen der vorhandenen Kampfmittelbelastung dürfen diese Wege nicht auf eigene Faust verlassen werden; für Verstöße werden Bußgelder bis zu 50.000 Euro angedroht. Vom 1. April bis zum 1. November besteht jedoch die Möglichkeit einer Teilnahme an einer geführten Exkursion, um dabei die Landschaft und die Tier- und Pflanzenwelt an sicheren Stellen abseits der Hauptwege näher kennenzulernen. Diese Touren werden von umfassend ausgebildeten und geschulten Truppenübungsplatz-Führern (TrÜP-Guides) geleitet. Für Wanderer bieten die TrÜP-Guides drei verschiedene Routen an, die in den Nordosten, den Nordwesten oder den Südosten des 6700 Hektar großen Gebietes führen. Es besteht auch die Möglichkeit, mit einem TrÜP-Guide eine Tour mit dem Fahrrad oder einem Bus auf den öffentlichen Wegen des Areals zu unternehmen. Die Kirchenführung in Gruorn und eine Besichtigung des Alten Lagers in Münsingen sind auf Anfrage ebenfalls möglich.
Im Alten Lager befindet sich das Informationszentrum für das Biosphärengebiet Schwäbische Alb, die Geschäftsstellen des Biosphärengebietes und des Vereins Geopark Schwäbische Alb e. V. haben dort bereits ihren Sitz. Im Remonte-Depot in Breithülen befand sich ein Reiterhof; seit November 2011 ist dort eine Schuhfabrik ansässig.
Die in den 1980er Jahren gebaute 38 Kilometer lange Panzerringstraße ist eine Privatstraße und für Besucher des ehemaligen Truppenübungsplatzes gesperrt. Dieser betonierte etwa 10 Meter breite Rundkurs (sowie das ehemalige Fahrschulgelände zwischen Böttingen und Magolsheim) ist verpachtet und wird von verschiedenen Unternehmen wie z. B. Liebherr und Daimler für Test- und Vorführfahrten im niedrigen Geschwindigkeitsbereich genutzt.
Gruorn ist eine bei Münsingen gelegene Wüstung auf der Schwäbischen Alb in Baden-Württemberg. Sie liegt auf einer Höhe von 790 Metern über dem Meer im Münsinger Hardt und ist Teil des Gutsbezirks Münsingen.
Gruorn wurde erstmals um 1095 genannt und gehörte ursprünglich zum Oberamt Urach, ab 1934 Kreis Urach genannt. 1861 lebten 469 Einwohner im Ort – sie waren ausnahmslos evangelisch. Noch vor der 1938 erfolgten Aufteilung des Kreises Urach fiel am 15. Februar 1937 der Beschluss, die gesamte Markung Gruorn in den seit 1896 bestehenden Truppenübungsplatz Münsingen einzubeziehen, um diesen wie geplant erweitern zu können. 1938 kam Gruorn dann kurzzeitig noch zum Kreis Münsingen, doch schon im Jahr darauf wurden die damals 665 Bewohner zwangsumgesiedelt. Im Mai 1939 war das Dorf weitgehend geräumt – dadurch wurde Gruorn weit über die Grenzen der Schwäbischen Alb hinaus bekannt. Das Gebiet um Gruorn gehört seit dem 10. April 1942 zum damals neugeschaffenen Gutsbezirk Münsingen und ist damit ein sogenanntes Gemeindefreies Gebiet.
Die Gebäude des Dorfes dienten nach der Entvölkerung als Kulisse für Häuserkampf-Übungen und wurden dem Verfall preisgegeben. „Nach 1953 gab die französische Kommandantur die Gebäude zur Materialentnahme frei, dabei wurden ganze Häuser komplett abgetragen und an einem anderen Ort wieder aufgebaut. Gruorn verfiel immer weiter. Aus Sicherheitsgründen mussten die Gebäude nach 1972 durch die Militärverwaltung bis auf die Grundmauern abgetragen werden.“
Nur die Stephanuskirche mit dem angeschlossenen Friedhof und dem Kriegerdenkmal, das Neue Schulhaus von 1881 und wenige weitere Grundmauern blieben erhalten und erinnern bis heute an das Dorf Gruorn. Seit 1968 finden dort einmal jährlich zu Pfingsten wieder regelmäßige Gottesdienste statt; später wurde den ehemaligen Bewohnern auch an Allerheiligen eine Rückkehr nach Gruorn gestattet. In den Jahren 1971 bis 1973 gelang es dem Komitee zur Erhaltung der Kirche in Gruorn, die über die Jahre stark verfallene Kirche wiederaufzubauen; auch die alten Gräber werden von den Mitgliedern des Vereins gepflegt. Die evangelische Stephanuskirche im heutigen Kirchenbezirk Bad Urach-Münsingen der Evangelischen Landeskirche in Württemberg wird 1095 erstmals genannt. Fresken von 1380 (1540 übertüncht) konnten bereits 1903 freigelegt werden. Vor allem die Gestaltung der zehn ausdrucksstarken Kirchenfenster mit Glasgemälden von Ursula Nollau prägt den kargen Kirchenraum. Besonders das nördliche Chorfenster verdeutlicht die auf Gruorn einwirkenden zeitgeschichtlichen Zusammenhänge mit dem Bibelzitat: Wie liegt die Stadt so wüste, die voll Volks war! So beginnen die Klagelieder des Jeremia (Klgl 1,1 LUT), in denen die Zerstörung Jerusalems und des Tempels (um 586 v. Chr.) besungen wird. – Der Kreuzkantor Rudolf Mauersberger (1889–1971) komponierte die danach geschaffene Trauermotette unter den Eindrücken der Zerstörung Dresdens im Zweiten Weltkrieg für den Dresdner Kreuzchor, ein à-cappella-Werk, entstanden am Karfreitag und -samstag 1945. Darin verarbeitete Mauersberger das ihn bestürzende Erlebnis des brennenden Dresden und der völlig zerstörten Stadt; den Text entnahm er den Klageliedern Jeremias. Die Uraufführung fand in der ausgebrannten Kreuzkirchen-Ruine Dresden am 4. August 1945 statt. Gerade auch mit diesen Fenstergestaltungen ist die Stephanuskirche Gruorn ein Mahnmal gegen Krieg und Zerstörung.
Nach der Auflösung des Truppenübungsplatzes Münsingen sind der Gutsbezirk Münsingen und damit auch das ehemalige Dorf Gruorn seit dem 13. April 2006 – nach knapp 67 Jahren – wieder der Öffentlichkeit zugänglich. Es wurde ein 35 Kilometer umfassendes Wegenetz freigegeben, auf welchem auch Gruorn aus verschiedenen Richtungen zu erreichen ist. Im Bereich der freigegebenen Wege wurden die Kampfmittelreste beseitigt; sie dürfen zu Fuß oder per Fahrrad benutzt werden. Das ehemalige Gruorner Schulhaus beherbergt heute eine Ausstellung über die Geschichte des Dorfes sowie eine Heimatstube genannte kleine Gaststätte mit angeschlossenem Biergarten. Ferner sind das ehemalige Dorf und seine Umgebung seit März 2008 Teil des neu eingerichteten Biosphärengebiets Schwäbische Alb.